In den letzten Jahren hat das Torwartspiel an Aufmerksamkeit gewonnen, das TW-Training hat sich bezüglich des Trainingsaufbaus bzw. der Trainingsschwerpunkte allerdings nur bedingt verändert. Seriöse Studien belegen, dass die ENTSCHEIDUNGSFÄHIGKEIT des Torhüters eine seiner wichtigsten Fähigkeiten zu sein scheint. Sehr häufig unterbleibt aber eine definitorische Festlegung, was unter dieser Eigenschaft zu verstehen ist. Sie hat aber sicher etwas mit dem taktischen Potential eines Torhüters zu tun.
Um das Leistungsbild eines Torhüters bewerten zu können, scheint es angebracht, die TW-TECHNIK getrennt von der TW-TAKTIK zu betrachten. Genau diesen Ansatz verfolge ich seit Jahren und dokumentiere die Performanz des zu bewertenden Torhüters in technischer Hinsicht nach den Grundprinzipien von „VCK33“: AUSRICHTUNG nach Ball / BEWEGUNG zum Ball / ARBEIT am Ball.
Nach welchen Kriterien erfolgt nun aber eine Beurteilung des Torhüters in taktischer Hinsicht?
Aufgrund langjähriger Beobachtungen und Analysen haben sich mir klare Muster taktischer Erfordernisse erschlossen. Obwohl ich eine Philosophie aktiv-offensiven Torhüteragierens vertrete, generieren Abläufe und Situationen im eigenen 16-Meter-Raum Verhaltensweisen des Torhüters, die eigentlich defensiv orientiert anmuten, jedoch nur scheinbar, denn ein aus Sicht des Torhüters ERREICHBARER Ball muss nach meiner Auffassung immer attackiert werden, nur ein aus Sicht des Torhüters NICHT ERREICHBARER Ball sollte doch ein rigoroses Rückzugsverhalten des Torhüters auf die Torlinie provozieren, wodurch ein erstes Prinzip definiert werden kann: DISTANZ SCHAFFEN! Darunter verstehe ich das Aufgeben des Verharrens in der von mir gerne so bezeichneten „Halbdistanz“ verbunden mit einer REPOSITIONIERUNG des Torhüters auf der Torlinie oder knapp davor, mit der Absicht, den Abstand zum vermeintlichen Schützen zu vergrößern, um Zeit für eine erfolgreiche Intervention zu gewinnen.
Diese Überlegungen haben natürlich massive Auswirkungen auf das spezifische TW-Training. Welche das sind, soll an dieser Stelle in absehbarer Zeit diskutiert werden.
